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Das Turmerlebnis: Luther wird Reformator

Туманным утром в башне Виттенбергского монастыря молодой профессор теологии Мартин Лютер склонился над текстом Послания к Римлянам. Этот момент станет поворотным не только в его жизни, но и в истории всего христианства. В попытке разгадать истинный смысл фразы «праведность Божия», он переживает глубокое духовное озарение, которое позже назовут «переживанием в башне» (Turmerlebnis).

Перед нами уникальный документ — собственное свидетельство Лютера, записанное им спустя 30 лет после события. В нем открывается не только переломный момент в становлении протестантского богословия, но и личность Лютера. Это исповедь души, которая через муки сомнений пришла к новому пониманию христианской праведности.

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Текст взят из:

Luther lesen: Die zentralen Texte, von Vereinigte Ev.- Lutherische Kirche Deutschlands Amt der VELKD (Herausgeber), Martin H. Jung (Autor)

Vandenhoeck & Ruprecht; 2. Edition (2017)Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 216 Seiten
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3-525-69005-5

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Zehn Jahre nach Luthers erster Lebenswende, zehn Jahre nach seinem Klostereintritt, wurde der Mönch zum Reformator. Luther hatte seit 1505 Theologie studiert und war 1512 Theologieprofessor in Wittenberg geworden. Er hielt Vorlesungen über die Psalmen (1513–1515) und über die Paulusbriefe (1516–1518). Dabei kämpfte er – theologisch und existenziell – um die Frage, wie Gottes Gerechtigkeit zu verstehen sei. Anhand des Römerbriefs (Römer 1,17) fand er eine Antwort, die sein Verständnis der Theologie, ja sein Verständnis Gottes völlig veränderte. Luther berichtete darüber nur einmal ausführlich, dreißig Jahre später, 1545, in einer Vorrede zu einer Sammelausgabe seiner lateinischen Schriften. Weil er die hier geschilderte theologische Erkenntnis in seiner Studierstube im Turm des Wittenberger Augustinerklosters gewonnen hatte, sprach man später vom Turmerlebnis.

Viel diskutiert wurde die Frage, wann genau sich die Wende vollzog. Luthers Ausführungen sind nicht eindeutig. War es während der ersten Psalmenvorlesung oder erst im Zusammenhang der zweiten, die 1519 begann? War es vielleicht 1518, also nach den 95 Thesen? Oder gab es überhaupt keinen Wendepunkt? War es vielmehr ein sich über Monate und Jahre hinziehender Erkenntnisprozess, den Luther dann später erzählerisch verdichtete? Die Kontroverse unter den Lutherforschern dauert an und wird wohl nie enden, weil die Antwort immer auch von der jeweiligen Perspektive der Interpreten abhängt.

Vieles spricht dafür, das Turmerlebnis wie die ältere Lutherforschung auf oder um das Jahr 1514 zu datieren. Dass Luther nicht sofort und sogleich alle Konsequenzen seiner Erkenntnis übersah, ist selbstverständlich. Ein einschneidendes Erlebnis und ein längerer Erkenntnisprozess sind durchaus miteinander vereinbar. Neben Paulus fand Luther auch im Kirchenvater Augustinus einen Gewährsmann für seine neue Lehre.

Оригинальный текст Лютера

Из предисловия к первому тому латинских сочинений, Библиогравические данные:
Martin Luther, Vorrede zum ersten Band der Wittenberger Ausgabe der lateinischen Schriften (1545): WA 54, S. 176–187; Cl 4, S. 421–428; StA 5, S. 618–638; LDStA 2, S. 491–509.

Unterdessen war ich in diesem Jahr von Neuem daran gegangen, den Psalter auszulegen. Ich vertraute darauf, geübter zu sein, nachdem ich die Briefe des Paulus an die Römer, an die Galater und an die Hebräer in Vorlesungen behandelt hatte. Mit außerordentlicher Leidenschaft war ich davon besessen gewesen, Paulus im Brief an die Römer kennenzulernen. Nicht die Herzenskälte, sondern ein einziges Wort im ersten Kapitel (Römer 1,17) war mir bisher dabei im Wege: «Die Gerechtigkeit Gottes wird im Evangelium offenbart.» Ich hasste nämlich dieses Wort »Gerechtigkeit Gottes«, weil ich durch den Brauch und die Gewohnheit aller Lehrer unterwiesen war, es philosophisch von der formalen oder aktiven Gerechtigkeit, wie sie es nennen, zu verstehen, nach der Gott gerecht ist und die Sünder und Ungerechten straft.

Ich konnte den gerechten, die Sünder strafenden Gott nicht lieben, im Gegenteil, ich hasste ihn sogar. Wenn ich auch als Mönch untadelig lebte, fühlte ich mich vor Gott doch als Sünder, und mein Gewissen quälte mich sehr. Ich wagte nicht zu hoffen, dass ich Gott durch meine Bußleistungen versöhnen könnte. Und wenn ich mich auch nicht in Lästerung gegen Gott empörte, so murrte ich doch heimlich gewaltig gegen ihn: Als ob es noch nicht genug wäre, dass die elenden und durch die Erbsünde ewig verlorenen Sünder durch das Gesetz der Zehn Gebote mit jeder Art von Unglück beladen sind – musste denn Gott auch noch durch das Evangelium Jammer auf Jammer häufen und uns auch durch das Evangelium seine Gerechtigkeit und seinen Zorn androhen? Voller Unruhe, in meinem Inneren wild und verwirrt, klopfte ich rücksichtslos bei Paulus an dieser Stelle an. Ich dürstete glühend danach zu wissen, was Paulus wolle.

Da hatte Gott mit mir Erbarmen. Tag und Nacht war ich in tiefe Gedanken versunken, bis ich endlich den Zusammenhang der Worte beachtete: »Die Gerechtigkeit Gottes wird in ihm (im Evangelium) offenbart, wie geschrieben steht: Der Gerechte wird aus Glauben leben.« Da fing ich an, die Gerechtigkeit Gottes als eine solche zu verstehen, durch welche der Gerechte durch Gottes Gabe lebt, nämlich aus dem Glauben. Ich fing an zu begreifen, dass dies der Sinn sei: Durch das Evangelium wird die Gerechtigkeit Gottes offenbart, nämlich die passive, durch welche uns der barmherzige Gott durch den Glauben rechtfertigt, wie geschrieben steht: »Der Gerechte wird aus Glauben leben.« Da fühlte ich mich wie ganz und gar neu geboren, und durch offene Tore trat ich in das Paradies selbst ein. Da zeigte mir die ganze Schrift ein völlig anderes Gesicht. Ich ging die Schrift durch, soweit ich sie im Gedächtnis hatte, und fand auch bei anderen Worten das Gleiche, zum Beispiel: »Werk Gottes« (Johannes 6,29) bedeutet das Werk, das Gott in uns wirkt; »Kraft Gottes« (1. Petrus 4,11) – durch die er uns kräftig macht; »Weisheit Gottes« (Lukas 2,40) – durch die er uns weise macht. Das Gleiche gilt für »Stärke Gottes«, »Heil Gottes«, »Ehre Gottes«.

Mit so großem Hass, wie ich zuvor das Wort »Gerechtigkeit Gottes« gehasst hatte, mit so großer Liebe hielt ich jetzt dieses Wort als das allerliebste hoch. So ist für mich diese Stelle des Paulus in der Tat die Pforte in das Paradies gewesen. Später las ich Augustinus’ Schrift »Vom Geist und vom Buchstaben«, wo ich wider Erwarten darauf stieß, dass auch er »Gerechtigkeit Gottes« in ähnlicher Weise auslegt als eine Gerechtigkeit, mit der Gott uns bekleidet, indem er uns gerecht macht. Und obwohl dies noch unvollkommen geredet ist und nicht alles deutlich ausdrückt, … so gefiel es mir doch, dass eine Gerechtigkeit Gottes gelehrt wird, durch welche wir gerecht gemacht werden.

Соответствующее место из Послания к Римлянам

Ибо я не стыжусь благовествования Христова, потому что оно есть сила Божия ко спасению всякому верующему, во-первых, Иудею, потом и Еллину. 17 В нём открывается правда (δῐκαιοσύνη) Божия от веры в веру, как написано: «праведный верою жив будет». 18 Ибо открывается гнев Божий с неба на всякое нечестие и неправду человеков, подавляющих истину неправдою.

Словарь Дворецкого

δῐκαιοσύνη ἡ

  • справедливость, законность, праведность Her., Plat., Arst.;
  • правосудие, судопроизводство Plat.;
  • благодеяние NT.
Автор: Евгений Ерошев

Преподаватель немецкого языка, переводчик, youtube блогер

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Евгений Ерошев
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